Im Rahmen eines Semestermoduls für Editorial Design bestand die Aufgabe darin, eine bestehende Kurzgeschichte durch Layout und visuelles Design neu zu interpretieren. Ich wählte eine Geschichte über einen geheimnisvollen Nachbarn, der täglich Blätter mit linearen Zeichnungen an seine Tür hängt. Im Verlauf der Geschichte erfährt der Erzähler, dass der ältere Mann so seine Emotionen ausdrückt und sie aus seinem Inneren in die reale Welt bringt.
Für das Projekt gestaltete ich die eine Hälfte des Buches ausschließlich durch das Layout, um die Atmosphäre des Textes widerzuspiegeln. Ich setzte dabei gezielt auf einen Wechsel zwischen asymmetrischen und symmetrischen Textblöcken, um die Distanz zwischen den beiden Protagonisten visuell zu unterstreichen. Diese Gestaltung spiegelt die Dynamik ihrer Beziehung wider und verstärkt die erzählerische Tiefe der Kurzgeschichte.
Die andere Hälfte des Buches ergänzte ich mit einer visuellen Sektion. Um das Konzept zu vertiefen, bat ich Freunde und Familie, ihre eigenen „Emotionen-Linien“ zu kreieren, inspiriertund basierend auf der Beschreibungen des Nachbars, wie er seine Zeichnungen in die Welt bringt.
„Ebenso verhält es sich meiner Meinung
nach mit Gefühlen, das heißt, für eine Weile
wenigstens. Ich bin kein Arzt und kenne mich nicht
mit Gehirnen aus, aber ich stelle mir ein Gefühl vor,
zum Beispiel Hass, und versuche seinen Weg durch
mein Gehirn nachzuvollziehen. Ich will sagen, ich
jage ihm nach, bewaffnet mit einem Bleistift und
einem Stück Papier.“